
AKTUELLES
Matin Brun
nach Franck Pavloff. Ein Stück für zwei Schauspielerinnen und ein Akkordeon. Kostüme

Matin Brun - Brauner Morgen - ist eine Parabel über das Abgleiten einer Stadt in den Faschismus. Zunächst werden alle Katzen verboten, die nicht braun sind, dann alle Hunde, die nicht braun sind, dann das Magazin, das die staatlichen Maßnahmen kritisiert... Als Charlie festgenommen wird, ist es zu spät, sich zu wehren. Schon klopft die Miliz auch bei seinem Kumpel.



Cie Une petite lueur / Cie Anne ma soeur Anne
Regie und Stückfassung: Delphine Alvado
Musik: Emilie Cadiou
mit Delphine Alvado und Emilie Cadiou
Premiere: 5. Oktober 2020, Theater Espace Roguet, Toulouse
Wiederaufnahme durch Anne Bourgès, im Gedenken an Delphine Alvado.
Zusammenarbeit mit dem Conseil Départemental Haute-Garonne und Amnesty International

Die Hüter der Maske, Arbeitstitel
Stückentwicklung. Ein Streit über das Anrecht auf Artefakte afrikanischer Herkunft in europäischen Museen.
Bühnen- und Kostümbild, Co-Konzeption.

Regie und Konzept: Landry Nguetsa
Emintha Theâtre, Yaoundé, Kamerun
Text: Samuel Wilsi
Bonn, Deutschland; Togo
mit Eustache K'moun, NN.

Das Projekt ist derzeit in der Bewerbungsphase.
Für die Projektmappe, Arbeitsstand August 2020 hier klicken.
Für die französische Version klicken Sie bitte hier.
Vielen Dank.
Eine Ausstellung im Aufbau am Vorabend der Vernissage. Die Exponate schlafen noch in ihren Transportkisten, bevor sie ein weiteres Mal ihren Platz in einer neuen Konstellation einnehmen werden. Fern von ihrer Heimat und aus ihren gewohnten Lagern genommen, warten sie darauf, in einen bestimmten Kontext gestellt, klassifiziert und beurteilt zu werden. In ihrer Mitte befindet sich eine wertvolle Maske, die das Pracktstück der Ausstellung werden soll und um welche sich die beiden Protagonisten im Stück Die Hüter der Maske streiten.
Die Baustelle repräsentiert den ephemeren Zustand zwischen der Konzeptionsphase und der finalen Form im Raum. Es ist der Moment, indem die Idee Gestalt annimmt und sich mit der Realität konfrontiert sieht, in dem das rohe Material geformt, zusammengesetzt und verändert wird, bevor es eine Funktion, eine Gestaltung, eine Sichtweise verkörpert.
Die Baustelle ist einer ständigen Veränderung unterworfen und obwohl diese Transformationen einem Plan folgen, bringt die Baustelle sowohl unverhersehbare Probleme zu Tage als auch unerhoffte Lösungen.
Ausstellungen, die einem breiten Publikum Sammlungen zugänglich machen, sind ein Phänomen der Moderne und ihre Geschichte steht in direkter Verbindung zu der des Kolonialismus. Hervorragend als Propagandawerkzeug geeignet, haben Ausstellungen entscheidend dazu beigetragen, einen rassistischen "Common Sense" zu etablieren, die Klischees der "Überlegenheit der weißen Rasse" zu verbreiten und den Exotismus selbst jener Bürger*innen zu befriedigen, die Rassismus kritisch gegenüberstanden und -stehen. Im postkolonialen Kontext ist es noch heute für europäische Akteure schwierig, wenn nicht unmöglich, eine ethnologische Ausstellung zu konzipieren, ohne dabei jene paternalistische Position einzunehmen, die dem Medium der Ausstellung von Anbeginn innewohnt.
Die Fragen und Reaktionen, die der Bau des Humboldt Forums hervorruft, sind symptomatisch für den Diskurs um die Restitution von Artefakten in ihre nichteuropäischen Herkunftsgemeinschaften, um die Anerkennung der im kolonialen Kontext verübten Verbrechen und um postkoloniale kulturelle Beziehungen.
Mein Bühnenbildkonzept nimmt das Humboldt Forum zur Inspiration und verkörpert den Wunsch, diese Großbaustelle in ihrem unvollendeten Zustand einzufrieren, die Infotafeln leer und die Objekte in ihrer Transportverpackung zu lassen, um dem Konflikt einen Raum zur Eskalation zu geben.
Nele Bühler
Bühnen- und Kostümbildnerin, August 2020
Briefe aus der Ausgangssperre

Louey, das Kunstkopfmikrofon. 13 Minuten auf dem Balkon. Benutzen Sie Kopfhörer!

13 Minuten Schreibtischaufräumen - Achtung ASMR-Trigger
Toulouse, den 06. Mai 2020
Lieber SCHRAPP SCHRAPP BUFF ZONG,
Wenn es wirklich wahr ist, dann ist dies die letzte Woche der Ausgangssperre. Was danach folgt, wird sehr merkwürdig. Wir werden mit einem Bein in der Ausgangssperre stecken und mit dem anderen in einer neuen Normalität. Wir werden arbeiten sollen, ohne uns nahe zu kommen. Mach das mal in der Theater- Zirkus- und Jugendarbeit.
Bis Anfang der Woche habe ich mich auf den 11. Mai gefreut. Darauf, mich aufs Fahrrad setzen zu dürfen und die Schönheit dieser Stadt und der Gegend, das Grün mit allen Poren aufnehmen zu dürfen. Doch jetzt habe ich Angst. Angst davor, dass alle Angst voreinander haben. Angst, die Menschen, mit denen ich zu tun haben werde, nicht in den Arm nehmen zu dürfen. Angst, meine Arbeit in der Zirkusschule auf ein absolutes Minumum beschneiden zu müssen. Körperkunst ohne Körper?
Heute wurden endlich auch in Frankreich der Kulturszene existenzielle Versprechungen gemacht, mit dem Nachsatz, dass man sich wohl auf lange Sicht der Situation anpassen werden muss. Kostüm ohne Körperkontakt? Bühnenbilder, Theaterformate mit Sicherheitsabstand?
Wir, die wir als Generation junger Künstler *innen dagegen kämpfen, Bühnenbild als etwas Hermetisches, von den Zuschauer*innen Abgeschlossenes zu sehen; wir, die wir alle Richtungen körperlicher - gemeinschaftlicher! - Wahrnehmung auszuloten versuchen, um mit der Einbahnstraße des Frontalen zu brechen, wie sollen wir arbeiten können, wenn Körperlichkeit zur tödlichen Gefahr für die Gesellschaft wird?
Wir werden unsere Arbeit selber drastisch zensieren müssen und davor habe ich Angst.
Um nicht meinen letzten Brief aus der Ausgangssperre ohne einen positiven Ausblick zu schließen, lieber SCHRAPP SCHRAPP BUFF ZONG, möchte ich Dir hier dein Geschwister Louey vorstellen. Es kann seit einigen Tagen hören und hat mir bei meinem Ausgangssperreleben auf und um den Balkon zugehört und stand beim Schreibtisch-aufräumen mitten im Geschehen.
Genieße diese kleinen meditativen binauralen Viertelstunden mit gehörigem physischen Abstand und selbstverständlich mit Kopfhörern richtig herum auf!
Mit binauralen Grüßen,
Deine Nele
Toulouse, den 8. April 2020
Lieber SCHRAPP SCHRAPP BUFF ZONG,
Ich zähle die Tage und Wochen nicht mehr. Es ist nicht einfach, sich zu erinnern, welchen Wochentag wir gerade haben. Dein Geschwister nimmt Formen an, seine Ohren auch und die Mikrofone sind bestellt und irgendwie unterwegs. Ich weiß nicht, ob sie auch irgendwie hier ankommen werden - wir haben seit einer Woche keine Post mehr bekommen.
Ich vertreibe mir die Zeit damit, ab und an eine Maske zu nähen und zwischendurch skurrile Modelle für eine Zeit zu entwerfen, in der ein großer Teil unserer Expressivität hinter Stoff verschwinden wird.
Mit binauralen Grüßen,
Deine Nele
Die Serie Get ready for the aftermath - masks for every occasion


Hier die Ohren für das Kunstkopfmikrofon

Das ist die Aftermath-Grundmaske, mit Bindebändern statt Ohrgummis. Das Schnittmuster und eine detaillierte Nähanleitung können Sie beim Klicken auf das PFD-Symbol herunterladen. Wenn Sie eine - oder mehrere - angefertigt haben möchten, schreiben Sie mir bitte hier eine Nachricht.
Toulouse, den 30. März 2020
Lieber SCHRAPP SCHRAPP BUFF ZONG,
seit zwei Wochen bereits sitze ich in meiner Wohnung fest, wie drei Milliarden andere Menschen auf diesem Erdball. Mein Beruf ist nicht systemrelevant, damit werde ich mich jetzt abfinden müssen. Keiner weiß, wie es weitergehen wird, wenn diese weltweite Pause vorbei ist. Um mit Dir kommunizieren zu können, bin ich dabei, Dir ein Geschwister zu bauen. Im Moment existert es noch auf dem und aus Papier. Ich melde mich, wenn ich weitergekommen bin.
Mit binauralen Grüßen,
Deine Nele